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Von
Christian Löer
Ausgabe vom
Sonntag, 21.09.2025

und wieder ein Endspiel: Vor zwei Wochen spielte der FC daheim gegen Bochum und schien am Ende, ehe Steffen Tigges und Luca Waldschmidt in den letzten 95 Sekunden das Spiel drehten und Müngersdorf einen nicht für möglich gehaltenen 2:1-Sieg bescherten. Es waren drei Punkte, ohne die Köln wohl tatsächlich aller Chancen beraubt gewesen wäre, insofern passt in diesem Zusammenhang sogar das Wort vom „Endspiel“, das in der Bundesliga ja oft etwas inflationär zum Einsatz kommt.

 

Denn üblicherweise findet der Wettbewerb nach den meisten Endspielen noch seine Fortsetzung, doch nach einer Pleite gegen Bochum wäre es wohl vorbei gewesen mit den Kölner Träumen vom Klassenerhalt. So aber dürfen die FC-Fans weiter hoffen und leiden. 

WALDSCHMIDTS BEINAHE-MOMENT

In München war die Lage in der vergangenen Woche etwas anders, abgesehen vom fantastischen Wetter mit weißblauem Himmel und Blick aufs Alpenpanorama. Die Niederlage war eingepreist, zumal gegen Bochum die Gesetze des direkten Duells gegolten hatten, was die Partie in den Stand eines Sechs-Punkte-Spiels erhoben hatte. Gegen die Bayern kann man dagegen grundsätzlich sogar im Existenzkampf mal verlieren. Dennoch war die Pleite mit Blick auf die Tabelle ein Desaster, wir wollen hier nichts kleinreden. Denn Mainz gewann, und auch Bochum punktete. Doch der 1. FC Köln wäre nicht der 1. FC Köln, hätte die Mannschaft in den letzten Minuten nicht auch in München noch die Chance gehabt, etwas mitzunehmen. Als Upamecano diesen wilden Querpass in Waldschmidts Füße spielte, sah ich alle meine Prognosen eintreffen. Denn in den Minuten davor hatte ich auf der Pressetribüne der Allianz-Arena gerade begonnen, die Sensation herbeizureden.

Timo Schultz am vergangenen Samstag in der Allianz-Arena
ES WAR WAS DRIN GEGEN DIE BAYERN

Denn die Bayern waren nicht besonders zwingend, und der FC zumindest auch drei Minuten vor Schluss noch willig, nach der kleinsten Chance zu greifen. Das imponiert mir. Beinahe lustig fand ich, als der FC eine Eckballvariante exakt so auf den kurzen Pfosten spielte, dass der eingewechselte Steffen Tigges beinahe das gleiche Tor wie eine Woche zuvor gegen Bochum erzielt hätte. Die FC-Profis halten sich an ihrer Hoffnung fest, das lässt grundsätzlich hoffen für die ausstehenden fünf Partien dieser Saison.

 

Sehr viel mehr Anlass zur Hoffnung gibt es allerdings nicht, dennoch gibt es selbstverständlich Hoffnungsträger. Die Kollegen der „Bild“-Zeitung titelten vor einigen Monaten schon, „nur Mark Uth“ könne den FC noch retten, was mich in große Sorge versetzte. Denn wenn Uth die einzige Hoffnung ist, scheint es tatsächlich schlecht zu stehen um den FC. Dennoch ist zu hoffen nie falsch, daher fragten wir Timo Schultz in dieser Woche nach dem Stand bei seinem Regisseur. „Eigentlich nein aber vielleicht ja“, sagte der Trainer so trocken wie treffend, was ja insgesamt ein Motto ist, das man auch auf T-Shirts drucken und im FC-Fanshop verkaufen könnte.

Luca Waldschmidt war in München definitiv bereit für das Besondere. 
Er ist jetzt die erste Woche voll im Training dabei, war über drei Monate raus. Das ist eine sehr, sehr lange Zeit.
Timo Schultz,
Trainer 
1. FC Köln  

Um meine persönliche Bereitschaft zu umfassender Hoffnung zu unterstreichen, fragte ich Schultz noch, ob er Uth im Fall der Fälle als Mittelstürmer oder doch eher im zentral-offensiven Mittelfeld sähe. „Eine klassische Neun ist er für mich nicht“, sagte der Trainer, „eher wie Luca“. Womit nicht klar, aber doch angesprochen war, dass es zunächst nicht dazu kommen wird, dass Waldschmidt und Uth gemeinsam auf dem Platz stehen werden. Was wohl auch die vernünftigere Variante ist, zumindest vorerst. Doch alles kann, wer glaubt – und der FC hat derzeit kaum mehr zu bieten als den absoluten Glauben daran, dass es noch irgendwie klappt. 

DIE HOFFNUNGSTRÄGER DER LETZTEN MINUTEN
Nach langer Verletzungspause ist Mark Uth kaum noch zu bremsen. 

Die „Hoffnungsträger der letzten Minuten“, vielleicht ein guter Name für eine noch zu gründende Kirche. Sowohl Waldschmidt als auch Uth haben lange gefehlt, und obgleich beide Spieler genetische Glückspilze zu sein scheinen, die jedenfalls nicht allzu schnell an Gewicht zunehmen, dürften sie an Substanz verloren haben. Wenngleich Luca Waldschmidt nun wieder ausreichend Trainings- und Pflichtspielminuten in den Beinen hat, um gegen Darmstadt sogar zu beginnen. Eine neue Perspektive also für ein Spiel, das der FC gewinnen muss, um überhaupt ein weiteres Endspiel zu haben. Denn beide sind Momentspieler, die eine Partie mit einer einzelnen Aktion drehen können. Dennoch bremst Schultz zumindest bei Uth die Erwartungen. „Er ist jetzt die erste Woche voll im Training, war mehr als drei Monate raus. Das ist eine sehr, sehr lange Zeit.“

 

Zuletzt spielte Uth im Dezember, mittlerweile sind wieder Blätter an den Bäumen, Zeit also für ein Comeback. „Er ist sicherlich ein Spieler, der keine große Anlaufzeit braucht. Bei ihm hat man immer das Gefühl, der Ball gehört zum Körper. Er macht Sachen, die besonders sind. Entsprechend weiß ich schon, dass er ein entscheidendes Element sein kann.“

Das nächste Finale würde dann in einer Woche in Mainz steigen, und sollte es dem FC gelingen, gegen Darmstadt und Mainz zu gewinnen, will ich mich hiermit gern festlegen: Dann steht Köln nach dem 31. Spieltag auf dem Relegationsplatz. Und dann wollen wir mal sehen.

Ihr Christian Löer
Zum Autor:  Christian Löer (48) ist Leiter der Sportredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und berichtet seit der Saison 1999/2000 über den 1. FC Köln. 

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christian.loeer@kstamedien.de

 
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