Neulich, beim letzten Mal Laubrechen, ein rettendes Gespräch mit einem lieben Nachbarn, die Dunkelheit brach schon ein. Der Nachbar baut um. Sein Haus bekommt eine neue Außenhaut, ein neues Dach mit Sonnenstrom und neue Wärme aus der Erde, neunzig Meter Tiefe, erzählt er mir. Addiert man die Förderungen von Stadt, Land und Bund und setzt als Subventionssahnehäubchen den eingereichten Handwerkerbonus oben drauf, übernehme von den hundert Prozent anfallender Kosten gefühlt achtzig Prozent die Öffentliche Hand.
Ein Energieberater habe ihm die Optimierung und die Formulare abgenommen, sagt der Nachbar. Das Honorar sei nicht ins Gewicht gefallen, man kann es absetzen. Ich frage den Nachbarn, ob er den Eindruck habe, dass Stadt, Land und Bund voneinander wissen und die Förderungen abgestimmt haben. Nein, sagt der Nachbar, dieser Eindruck habe sich nicht aggressiv aufgedrängt. Eher habe er den Eindruck, dass jeder der drei staatlichen Gönner Wert darauf lege, autark zu bleiben in seiner Gönnerhaftigkeit.
Es war gottseidank schon zu dunkel zum Weiterrechen, und so blieb genug Zeit für Anknüpfungen. Ich erzählte über den Zaun drüber vom letzten Besuch beim Postamt. Gelber Zettel, erster Reflex, zu schnell gefahren, man muss wissen, ich bin förderndes Mitglied der Polizeidirektionen des Landes. Ich rase nicht, meine Zone ist die Zone zwischen zwei und vier km/h über der Toleranzschwelle, da bin ich daheim. In der Schlange beim Postamt sehe ich, dass es kein Bußgeld ist, sondern der Klimabonus. Vor mir Leute, hinter mir Leute, es blieb nur das Aufrücken und verschämte Entgegennehmen der 195 Euro, die der Postbeamte gelangweilt durch den Plexiglasschlitz schob.
Ich wohne in der Stadt, fahr dort mit E und hab nicht die leiseste Ahnung, wofür mich der Staat, dieses urnette Fürsorgeamt für alle Lebenslagen, entschädigen sollte. Diese Ahnungslosigkeit hat mich übrigens schon bei der Familienbeihilfe über all die Jahre beschlichen. Ich finde Beihilfe super, vor allem bei jenen, die sie brauchen. Und nicht als Grundgehalt fürs Elternsein, egal, wie gut es Papi und Mama geht. Ich bekomm dann immer das schrägste aller Argumente entgegengeschleudert, ob ich denn nicht wüsste, dass alle Kinder „gleich viel wert“ seien. Natürlich sind alle Kinder gleich viel wert, aber doch wohl nicht gleich förderungspflichtig. Jedenfalls lade ich die Ampel-Unterhändler gerne zu mir auf ein Glaserl am Gartenzaun ein, ich hätte da einen zweiten Rechen, zwölf Zinken, und einige solide Vorschläge, wo man in den nächsten sieben Blood, Sweat & Tears-Jahren ansetzen könnte bei den Rodungsarbeiten im Förderdschungel. Ist nun wirklich nicht schwer.
Die 195 Euro hab ich übrigens verstohlen eingesteckt, mit einem Gefühl, als handle es sich um Diebesgut. Über dem Schalter hing eine Videokamera. Ich hoffe inständig, dass sie nicht in Betrieb war, aber sicher bin ich mir nicht.
Herzlich,
Ihr