Karin Waldner-Petutschnig
|
|
Nehmen Sie ein Buch mit in den Schatten und lesen Sie los. Und vergessen Sie bitte nicht: Immer noch verlosen wir wieder je ein Exemplar der vorgestellten Neuerscheinungen. Einfach ein Mail mit dem Satz "Ich möchte ein Buch gewinnen" an lesezeichen@kleinezeitung.at schicken und schon lebt die Chance, dass demnächst ein Buch bei Ihnen in der Post liegt (Postadresse bitte anführen!).
|
|
Zum Einstand des Sommers gibt´s ein Arrivederci - von Egyd Gstättner, der in „Arrivederci Adria!“ eine Hommage an seine Sehnsucht nach dem Süden veröffentlicht hat. Nach Paris am Vorabend des Mauerfalls führt die ostdeutsche Autorin Patricia Holland Moritz mit ihrem klugen Roman „Drei Sommer lang Paris“. Und nach Sizilien reisen wir mit der Geschichte einer zufälligen Frauenbekanntschaft in Sita Maria Freys „Tage wie Salzwasser“, das sich wie ein Roadmovie lesen lässt. Tauchen Sie ein!
|
|
„Arrivederci Adria!“ heißt bei Egyd Gstättner immer auch: „Ciao, bis zum nächsten Mal!“ Nostalgisch ist schon das gelungene Cover des jüngsten Buches des 63jährigen Kärntner Autors, der sich mit diesem Erzählband als typischer Vertreter der österreichischen Boomer outet. Wie er dass tut, ist charmant und nachdenklich, unterhaltsam und immer auch mit Sprachwitz und einer Portion Selbstironie gewürzt.
Wer aus dieser Generation kennt sie schließlich nicht, die Familienurlaube an der Adria, die Ferienorte der Kindheit zwischen Jesolo und Rimini? Egyd Gstättner erinnert sich an die Maturareise genauso wie an seinen ersten Blick aufs Meer, den er dann mit seinen eigenen Kindern wiederholte, an Caffé und Gelati, südliches Lebensgefühl und Dolce far niente. Triest und Grado, Piran und Opatija sind die Sehnsuchtsorte des Autors, der auch eines seiner erfolgreichsten Bücher der Geschichte der Österreicher an der Adria widmete: Im Roman „Das Geisterschiff“ schildert er das Leben des Malers Josef Maria Auchentaller, der zum Kreis der Wiener Secessionisten zählte und aus Wien in den damals zu Österreich zählenden Fischerort Grado flüchtete, wo seine Frau mit ihrem Hotel den Tourismus im Ort wesentlich geprägt hat. Egyd Gstättner. Arrivederci Adria. Geschichten von Österreich am Meer. Erzählungen. Wieser Verlag. 24 Euro
|
|
Am Anfang denkt man: Schon wieder so ein bildungsbeflissener Paris-Roman, der gerade so als besserer Reiseführer taugt. Und dann überrascht uns Patricia Holland Moritz auf’s Angenehmste. Klar, sie erzählt die Geschichte auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen. Wie ihre Heldin Ulrike verließ sie am Vorabend des Falls der Mauer Ostdeutschland und schlug zunächst völlig sprachlos in Paris auf. Sie kommt in einer der besseren Vorstädte bei ihrer Mutter unter und streift mit ihrer alten Mittelformatkamera durch die Stadt. Sie klappert Sehenswürdigkeiten ab, findet Bezüge zu ihren umfangreichen Leseerfahrungen, hält ihre Trouvaillen in Karteikarten fest.
Doch immer stärker drängen sich die Menschen ins Bild: Die Freundin ihrer Mutter, Madame Lülü, ihres Zeichens Änderungsschneiderin. Oder der einsame und verlorene alte Jude „Luispepin“ mit seiner – trotz der tragischen Lebensgeschichte – Bewunderung für deutsche Ingenieurskunst. Als einer der wenigen hat er die Deportationen in der Zeit der deutschen Besatzungszeit überlebt und haust nun traumatisiert in bester Gegend ohne Stromanschluss in seiner Messie-Wohnung.
Aus der distanziert beobachtenden Ich-Erzählerin Ulrike wird immer mehr die Involvierte. Wie Holland Moritz das parallel mit Ulrikes Spracherwerb im Französischen entwickelt, zieht einen regelrecht hinein in diese Geschichte. „Ong vakangse“ (en vacances, also im Urlaub)? hämmert sie Ulrikes Höreindruck des Französischen zuerst in ostdeutsche Lautschrift, die später sukzessive in korrektes Französisch übergeht und schließlich ganz natürlich in den deutschen Erzählfluss mündet. Ulrike besucht die Sprachschule, gewinnt Selbstvertrauen, erkämpft sich einen Speditions-Job in der migrantisch dominierten Vorstadt und verschaut sich in ihren Vorgesetzten.
Und dann fällt die Mauer. Ihr neues Leben in Paris macht ihr das Falsche im alten Leben umso bewusster: „Die Mauer war offen, der Geist aus der Flasche. Und wer bisher Lügner gewesen war und vom unvermeidlichen Sieg des Sozialismus erzählt hatte, brauchte jetzt eine verdammt gute Ausrede.“ Ihren im Epilog gestellten Anspruch, dieses Buch über die „zerschriebene Stadt“ Paris zu schreiben, „weil es kein anderer tun würde“, hat die Autorin jedenfalls überzeugend erfüllt. Gilbert Waldner
Patrizia Holland Moritz. Drei Sommer lang Paris. Aufbau Verlag. 432 Seiten, 24,70 Euro
|
|
Ein Debütroman, wie geschaffen für einen sommerlichen Lesemarathon: Sita Maria Frey erzählt in „Tage wie Salzwasser“ voll Empathie für ihre Figuren von zwei Frauen, die jeweils auf der Flucht vor ihren zusammenstürzenden Welten sind und gemeinsam wieder Lebensmut finden.
„Ich schaff das“ lautet das Mantra, das sich die gut organisierte, rationale Mathematikerin Atlanta immer wieder in schwierigen Situationen vorsagt. Und so schafft sie auch, entgegen anfänglicher Panik, ihre ungeplante Schwangerschaft: „Sie konnte es nicht. Sie hatte es nicht im Blut. Das mit dem Muttersein. War nicht geeignet. Ja, mit großer Wahrscheinlichkeit sogar gänzlich ungeeignet.“ Als sie vom Tod ihres Freundes Malte erfährt, der den werdenden Vater der Verantwortung entzogen hat, stolpert Atlanta tränenüberströmt auf der Straße in Enza. Der Zusammenstoß mit der groß gewachsenen Frau, die am liebsten allein mit ihrem Rennrad durch die Gegend fährt, wird zur Initialzündung für einen der berührendsten Roadtrips im aktuellen Literaturgeschehen.
Denn auch Enza hat mit Verlust und Trauer zu kämpfen, da ihre geliebte Mutter im Sterben liegt. Bald machen sich beide Frauen mit Enzas altem Motorrad auf den Weg von Deutschland über Frankreich nach Sizilien. Enza will die Angehörigen ihres Vaters kennenlernen und Atlanta die merkwürdigen Notizen ihres Freundes Malte entschlüsseln. Was wie eine Flucht begann, wird zum Wachsen einer Frauenfreundschaft, die die beiden so unterschiedlichen Protagonistinnen immer stärker zusammenhält. Und als Enza die hochschwangere Atlanta, bei der die Wehen zu früh einsetzen, auf ihrer Honda nach einer halsbrecherischen Fahrt in der sizilianischen Klinik schließlich abliefert, können sich beide gegenseitig bestärken: „Ich schaffe das!“
Sita Maria Frey. Tage wie Salzwasser. Droemer. 320 Seiten, 22,70 Euro
|
|
„Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.“
Mark Twain (1835 - 1910)
|
|
Psychothriller im tropischen Urlaubsparadies: Drei Freundinnen wollen in einem noblen Ferienresort auf den Malediven feiern, geraten in "Bad Tourists" aber bald in ein Netz aus Verdächtigungen, Lügen und Überraschungen. Dem Prolog mit einem lange zurückliegenden Verbrechen in England folgt das Eintauchen in den scheinbaren Traumurlaub von Darcy, Camilla und Kate. Palmen, Strand und Cocktails, Exotik und eine sinnliche Atmosphäre.
Jede der anfangs sympathischen Frauen bringt ihre individuelle Geschichte mit, doch was sie wirklich zusammenhält, wird erst nach und nach deutlich. Ein Twist nach dem anderen halten Tempo und Spannung aufrecht, sprachlich souverän und psychologisch schlüssig ergibt das einen Thriller, der sich kaum aus der Hand legen lässt - bis zum verblüffenden Ende. Eine Empfehlung für etwaige Nachfolgekrimis. Unter einem anderen Pseudonym ist die schottische Autorin übrigens in Großbritannien mit Gothic Thrillern sehr erfolgreich.
Caro Carver. Bad Tourists. Übersetzung Janine Malz. Fischer Verlag. 448 Seiten, 17,70 Euro
|
|
Auf dem Nachttisch von...
|
|
.. Nadja Kayali liegt Verena Dolovai: Dorf ohne Franz (Septime): „Eigentlich sind „Dorfgeschichten“ nicht meine Lieblingslektüre. Als Städterin müssen mich solche Erzählungen auf der ersten Seite packen, damit ich weiterlese. Genau das war bei „Dorf ohne Franz“ von Verena Dolovai der Fall. Ab Satz eins war ich in einer anderen Welt. Das Besondere an diesem Buch sollte sich jedoch erst im Verlauf des Lesens herausstellen: Es ist der Rhythmus, in dem Verena Dolovai schreibt. Mit kurzen Sätzen führt sie durch die Geschichte und macht es unmöglich, das Buch auch nur einen Augenblick wegzulegen. Man wird von Satz zu Satz weitergetragen. Außerdem mag ich besonders, wenn Sprache genau ist ohne nüchtern zu sein. Bei Verena Dolovai spüre ich das präzise Denken der Juristin und auch das regt an.“
Nadja Kayali ist Intendantin des Kulturfestivals Carinthischer Sommer, das heute Abend in Villach eröffnet wird
|
|
"Ihr Menschen! Ihr Ungeheuer! Ihr Ungeheuer mit Namen Hans!"
Aus welchem Buch/Text Ingeborg Bachmanns stammt dieser erste Satz?
a) Ingeborg Bachmann: "Malina" c) Ingeborg Bachmann: "Der gute Gott von Manhattan" c) Ingeborg Bachmann: "Undine geht"
Die Antwort auf das Satzrätsel der Vorwoche ("Ich bin zwar nie auf der Leinwand in Erscheinung getreten, aber mit dem Film aufgewachsen.") stammt aus dem Buch "Die Liebe des letzten Tycoon" von F. Scott Fitzgerald. Glückwunsch, wenn Sie es erraten haben. Und viel Glück beim neuen Satzrätsel.
|
|
Julikinder
Wir Kinder im Juli geboren Lieben den Duft des weißen Jasmin, Wir wandern an blühenden Gärten hin, Still und in schwere Träume verloren. Unser Bruder ist der scharlachene Mohn, Der brennt in flackernden roten Schauern Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern, Dann treibt seine Blätter der Wind davon. Wie eine Julinacht will unser Leben Traumbeladen seinen Reigen vollenden, Träumen und heißen Erntefesten ergeben, Kränze von Ähren und rotem Mohn in den Händen.
Hermann Hesse (geb. 2.7. 1877)
|
|
Erst bei der Kriminacht am 23. Oktober wird die Preisträgerin, der Preisträgerin des Leo-Perutz-Preises bekannt gegeben. Vielleicht ist die Auflistung der Shortlist für Sie ja eine Anregung für Gänsehaut fördernde Krimiliteratur in diesem heißen Sommer. Hier ist sie:
Petra Hartlieb - Freunderlwirtschaft (DuMont Buchverlag) Gudrun Lerchbaum - Niemand hat es kommen sehen (Haymon Verlag) Annemarie Mitterhofer - Wiener Enzianmord (Gmeiner-Verlag) Ursula Poznanski - Teufels Tanz (Knaur Verlag) Thomas Raab - Der Metzger gräbt um (Haymon Verlag)
Was auffällt? Frauen haben hier eindeutig das Heft in der Hand.
|
|
Nächste Woche geht´s weiter mit unserer sommerlichen Leseliste. Bernd Melichar hat wieder einige spannende Neuerscheinungen für Sie. Sonnige Grüße und lesen Sie wohl!
|
|
50 Kurzurlaube zu gewinnen
|
|
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück so nah liegt? Wir verlosen unter allen Club-Mitgliedern 50 unvergessliche Kurzurlaube für je zwei Personen in ausgewählten Partnerhotels in Österreich und Slowenien.
|
|
|
© 2025, www.kleinezeitung.at, Kleine Zeitung GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz.
Alle Rechte vorbehalten.
|
|
|