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Bernd Melichar
Von
Bernd Melichar
Redakteur Kultur & Medien
Hallo !
Es passiert ja nicht allzu oft, aber es ist schön, wenn Literatur für Schlagzeilen sorgt. Die irische Schriftstellerin Sally Rooney wird seit ihrem ersten Roman "Gespräche mit Freunden" heftig hofiert und gehypt, jetzt wurde ihr neuer Roman unter großem Trara weltweit veröffentlicht. Eines sei an dieser Stelle bereits verraten: Es ist nicht viel Lärm um nichts!
Aufgeblättert
"Intermezzo" heißt er, der brandaktuelle neue Roman der irischen Schriftstellerin Sally Rooney, der sudanesische Autor Abdelaziz Baraka Sakin hat mit "Der Rabe, der mich liebte" einen vielstimmigen Roman über Vertreibung und Flucht geschrieben, und US-Schriftstellerin Lionel Shriver lädt mit "Lass uns doch noch etwas bleiben" zu einem packenden Gedankenexperiment ein, in dem es um Leben und Tod geht.
Aufgefallen
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Taylor Swift mag ihre Bücher, Sarah Jessica Parker lässt sich gerne mit einem ihrer Romane in der Hand fotografieren, und Barack Obama hat sie natürlich auch auf seiner „Must-Read“-Liste. Die Rede ist von der irischen Schriftstellerin Sally Rooney, die nicht nur von Prominenten hofiert, sondern auch von Millionen Leserinnen und Lesern geliebt wird. Rooneys Bücher erreichen eine schwindelerregend hohe Auflage, und die Veröffentlichung eines neuen Romans wird zelebriert wie ein Pop-Ereignis. Und jetzt ist es wieder so weit: Gestern ist weltweit der vierte Roman der 33-Jährigen erschienen. Er trägt den Titel „Intermezzo“, ist mit knapp 500 Seiten der bislang dickste Brocken der Irin, und die ersten Kritiken sind ziemlich einhellig hymnisch. Wie Rooney mit der Übersetzung des neuen Romans ins Hebräische umgehen wird, ist noch unklar. Als Mitglied der in Großbritannien sehr aktiven BDS-Bewegung ließ sie aus Protest gegen Israels Politik ihren dritten Roman nicht übersetzen. 

Literarisch gesehen ist Rooneys neuer Roman ein weiterer Entwicklungsschritt in der Vita einer Schriftstellerin, die seit ihrem Debütroman „Gespräche mit Freunden“ im Jahr 2017 (in deutscher Übersetzung 2019) als „Stimme der Millennials“ gehandelt und gehypt wird. Dem bereits enorm erfolgreichen Erstling folgte der Roman „Normale Menschen“, 2021 – mitten in der Pandemie – „Schöne Welt, wo bist du“ und jetzt eben der vierte Streich. Das Etikett „Popstar der Literatur“ bekam Rooney schnell verpasst, sie reagierte darauf mit Rückzug in die irische Provinz. Was den Rooney-Sound so einzigartig und magisch macht, ist schwer erklär- und entschlüsselbar. Die Themen, die Rooney beackert, sind im Grunde alt und immer die gleichen: Es geht um Beziehungen, Freundschaft, oft um das Erwachsenwerden. Die Millennials lieben und leiden wie die Altvorderen, aber sie gehen anders damit um. Diese großen Themen, diese latente Traurigkeit, beschreibt Rooney mit einer großen Natürlichkeit, hinter der sich freilich hohe literarische Kunstfertigkeit verbirgt. 

In ihrem neuen Roman wird das Tableau erweitert. Es geht nicht mehr nur um Zweierbeziehungen, sondern um das filigrane Konstrukt Familie. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein ungleiches Brüderpaar, das den Tod des Vaters bewältigen muss. Peter ist 33 Jahre alt, Anwalt, desillusionierter Frauenheld, liiert mit einer um etliches jüngeren Studentin. Peter ist einer, der „ganz leicht über die Oberfläche des Lebens gleitet“. Der Gegenentwurf dazu: Ivan ist 23, scheuer Datenanalyst, Schachwunderkind, trägt Zahnspange und viele Komplexe mit sich, dann lernt er eine Frau kennen, die um vieles älter ist als er. Beide Brüder gehen Beziehungen ein, „die durch die Umstände in etwas nicht Entzifferbares verstümmelt werden."

Neu ist auch, dass Rooney hier aus der Perspektive von zwei Männern schreibt. Wie sie das tut, ist unfassbar klug und komplex. Ja, es wird wieder viel geredet. Über Persönliches, Politik, Chancengleichheit, Gerechtigkeit. Aber diese Dialoge sind ebenso geistreich wie sinnlich. Selbst die detailliert beschriebenen Sexszenen geraten Rooney nicht zur schlüpfrigen Peinlichkeit. Wie in all ihren Romanen verweigert sich Rooney auch in „Intermezzo“ der Eindeutigkeit und dem klischeehaften Figurenschnitzen. Die Schriftstellerin selbst, ihre Roman-Menschen und die Leserinnen und Leser mit ihnen sind zwar erwachsen geworden, aber sie taumeln weiterhin durch eine Welt, in der sich alte Werte und Bedeutungen längst aufgelöst haben. Peter und Ivan sind unsicher und mitunter auch unsympathisch. Das macht sie angreifbar – aber auch greifbar. Und vielleicht findet sich hier die DNA zur Rooney-Literatur: Ihre „Buchmenschen“ sind aus Fleisch und Blut, mit Fehl und Tadel, und sie gehen einem so nahe, dass man es förmlich körperlich spürt. Kurz: Man ist ohne pickige Rührung berührt. Und das schafft nur große Literatur. 

Sally Rooney. Intermezzo. Claassen, 490 Seiten, 24,70 Euro. 
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Berichte über die katastrophale politische und humanitäre Situation im Sudan hört, sieht und liest man fast täglich in den Medien. Abdelaziz Baraka Sakin musste sein Heimatland bereits 2012 verlassen, ging ins Exil nach Europa. Er war im Sudan einer der bekanntesten Schriftsteller, aber seine Bücher, die oft von sozialen Randgruppen und vom Krieg handelten, waren der Militätdiktatur ein Dorn im Auge. „Wenn ich in den Sudan zurückgehen würde, wäre ich meines Lebens nicht sicher“, sagte Sakin in einem Interview mit der Kleinen Zeitung, als er 2023 Stadtschreiber von Graz wurde. Und Graz ist auch Dreh- und Angelpunkt seines aktuellen Romans „Der Rabe, der mich liebte“

Das Buch handelt von zwei Männern aus dem Sudan, die über den sogenannten „Ameisenweg“  – das ist die Fluchtroute, die von der Türkei nach Mitteleuropa führt – nach Graz gelangen. Die beiden Freunde – Al-Nur und Adam Saad Saadan – ziehen weiter in den „Dschungel“ von Calais; ein riesiges Flüchtlingslager, von wo aus viele Migranten mit Booten versuchen, nach Großbritannien zu gelangen. Auch Adam, der bald Adam Ingliz genannt wird, hat nur ein einziges Ziel: Er möchte Professor für Sprachwissenschaft in Oxford werden. Und über den Kanal gelangen möchte er mit einem Heißluftballon. Natürlich scheitert das Unternehmen auf spektakuläre Art.

„Der Rabe, der mich liebte“, ist eine eindringliche, vielstimmige und vielschichtige Erzählung über Vertreibung, Flucht und Entwurzelung. Adam Ingliz ist eine Art heiliger Narr, ein Don Quixote, der nicht gegen Windmühlen kämpft, sondern gegen die Mühlsteine aus Angst, Verwirrung und Verzweiflung, die ihn immer tiefer in den Abgrund ziehen. Ingliz kehrt nach dem Ballonabenteuer nach Graz zurück, wo ihn auch sein alter Freund Al-Nur – der auf seiner Migrationsodyssee mehr Glück hatte – zufällig wieder trifft. Doch Ingliz erkennt ihn nicht, ist verrückt geworden, lebt und spricht nur noch mit Raben. 

„Raketen“ werden Menschen auf der Flucht genannt. Sie sind oft illegal in Europa angekommen, haben keine Unterkunft, keine Perspektive, keine Zukunft. Dass sich Abdelaziz Baraka Sakin immer wieder auf das Raben-Poem von Edgar Allan Poe bezieht und auch sein eigener Text einen geheimnisvoll-fantastischen Unterton hat, ist kein Zufall. Das erste Buch, das Sakin je gelesen hat, war von Poe. „Ich war damals 13 Jahre alt und habe das Buch meinem Bruder, der es versteckt hatte, gestohlen. Unten am Fluss bin ich dann gesessen und habe begeistert Poe verschlungen.“

Adam Ingliz kann sich seinen Traum nicht erfüllen. Auf dem Rückweg, auf dem Ameisenweg, stirbt er. Die Zeitung schreibt: „Unbekannter Leichnam eines afrikanischen Flüchtlings wird von Raben bewacht.“ 

Abdelaziz Baraka Sakin. Der Rabe, der mich liebte. Verlag Klingenberg, 135 Seiten, 21,90 Euro.

Das Buch erscheint in Kooperation des Verlages Klingenberg mit dem Kulturressort der Stadt Graz und der Kulturvermittlung Steiermark.
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Nach dem Begräbnis, das Ehepaar mittleren Alters unterhält sich: Der Vater von Kay ist gestorben, doch die Tochter kann nicht trauern. Zu furchtbar waren die letzten Jahre, als der an Demenz erkrankte Vater dahinsiechte, niemanden mehr erkannte, sich seine Persönlichkeit völlig veränderte. Ehemann Cyril stimmt zu, so ein furchtbarer, unwürdiger Tod käme für ihn nicht infrage. Kay ist Krankenschwester in London, Cyril Arzt. Nichts leichter für ihn, an bestimmte Medikamente zu kommen. Der Plan des Mannes: An Kays 80. Geburtstag, also erst in einigen Jahrzehnten, tritt das Paar gemeinsam ab von der Bühne. Eine gutes Essen, eine edle Flasche Wein, dann die Tabletten. Kay zögert, aber stimmt letztendlich zu.

Aus dieser bizarren Ausgangssituation hat die US-Schriftstellerin Lionel Shriver in ihrem neuen Roman "Lass uns doch noch etwas bleiben" ein fesselndes, entlarvendes, bedrückendes und streckenweise sogar humorvolles Gedankenexperiment geformt. Als die Zeit gekommen ist, erzählt sie in mehreren Versionen und Szenarien, wie der "Todespakt" des Ehepaares verlaufen könnte. Gekleidet in eine kluge, gut lesbare Story verhandelt Shriver hochaktuelle Themen: Wie lange ist ein Leben lebenswert? Wer befindet über Leben und Tod? In welche Zukunft gehen wir, wenn Kranke und Alte nur noch nach Rentabilität bewertet werden? Shrivers Geschichte ist Fiktion; die Fragen, die darin auftauchen, sind längst Realität. Lesenswert! Unterhaltsam und gleichzeitig höchst relevant.

Lionel Shriver. Lass uns doch noch etwas bleiben. Piper, 350 Seiten, 25,50 Euro.


Auszugsweise
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Er wurde mit Spannung erwartet und mit Vorschusslorbeeren überhäuft, jetzt ist er endlich da, der neue Roman des rumänischen Schriftstellers Mircea Cărtărescu. Er heißt "Theodoros" (Verlag Zsolnay), zum Inhalt: "Der Kaiser der Kaiser Afrikas, die englische Königin Victoria, Tudor, ein wissbegieriges Kind, die Königin von Saba: In 33 Kapiteln verschränkt Cărtărescu Historisches, Phantastisches, Philosophisches mit schrecklich-schönen Abenteuergeschichten zu nichts weniger als einem Weltganzen, das bis in unsere Zeiten, bis zum Jüngsten Gericht reicht." Hier geht's zur Leseprobe.
Auf ein Wort
„Und eine Frau, die einen Säugling an der Brust hielt, sagte: Sprich uns von den Kindern. Und er sagte: Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken. Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern. Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden. Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und er spannt euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen. Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein; denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.“

Khalil Gibran
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Auftragsmord
Wien im Jahr 1923: Die Menschen stöhnen unter der Inflation, die „Hakenkreuzler“ sind im Aufwind und die Stimmung ist aufgeheizt. Da passieren grauenhafte Frauenmorde, die die Erinnerung an eine ähnliche Serie vor zehn Jahren wachrufen und schleunigst von der Abteilung „Leib und Leben“ geklärt werden sollen, sind doch gerade internationale Kollegen in der Stadt. Alex Beers mehrfach preisgekrönte Reihe rund um den widerspenstigen und genialen Kommissar August Emmerich und seinen Assistenten Ferdinand Winter ist wieder süffig erzählte, hervorragend recherchierte Krimikost, die tief in die sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen der 1920er-Jahre führt. Dass Emmerich eine hochherrschaftliche Villa geerbt hat, deren Erhalt er sich nicht leisten kann, belastet den Kommissar, dass er damit die „Schande“ der Nachbarschaft ist, amüsiert ihn. Alex Beer packt all die Widersprüche der Zeit und ihrer klug gezeichneten Figuren in einen unterhaltsamen Krimi – der Tanz am Rand des Abgrunds als großes Lesevergnügen. Marianne Fischer

Alex Beer. Die weiße Stunde. Limes,
368 Seiten, 23,50 Euro.
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Auf dem Nachttisch von...
...Andra Rotaru liegen: Dort finden sich viele Bücher österreichischer Autorinnen und Autoren. Friederike Mayröcker, H.C. Artmann, Gerhard Rühm. Friederike Mayröcker fühlte sich sehr zur Malerei hingezogen: Werke von Chagall, Goya, Max Ernst, Magritte, Dali, Duchamp inspirierten sie. Wie sie in einem Interview gestand, schrieb sie „Reise durch die Nacht“, während sie Goyas Bilder bewunderte und über sein Werk und Leben las.

"Lucrarea florilor" von Friederike Mayröcker ist eine Anthologie mit Texten aus "Mein Arbeitstirol" (2003), "Benachbarte Metalle" (1998), "Blumenwerk" (1992) und "Magische Blätter" (2001) - mit einigen von ihr selbst angefertigten Illustrationen. In dieser Anthologie bewegt sich der Leser Schritt für Schritt durch eine zeitlose Struktur, fast wie in einem Labyrinth, und stößt bald auf immer mehr Hinweise, auch aus der Biografie der Autorin, um herauszufinden, dass die Natur in ihrem Schreiben eine wichtige Rolle spielte. Fast wie ein Empfänger ihrer Ideen, der Mittel schuf, um ihre Sprache auszudrücken und sie zu nähren.

Andra Rotaru, geboren 1980 in Bukarest, ist die neue Stadtschreiberin von Graz.


© Bild Privat
Am Anfang
"Während alle auf den Schauspieler warteten, der ihnen versprochen hatte, nach der Premiere der Wildente gegen halbzwölf zu ihrem Abendessen in die Gentzgasse zu kommen, beobachtete ich die Eheleute Auersberger genau von jenem Ohrensessel aus, in welchem ich in den frühen Fünfzigerjahren beinahe täglich gesessen war und dachte, daß es ein gravierender Fehler gewesen ist, die Einladung der Auersberger anzunehmen."

Aus welchem Buch und von welchem Autor stammt dieser erste Satz?

1. Thomas Bernhard: "Holzfällen"
2. Peter Handke: "Nachmittag eines Schriftstellers"
3. Rober Musil: "Drei Frauen"

Der gesuchte Satz der Vorwoche („Alles ist vorläufig: die Liebe, die Kunst, der Planet Erde, Sie, ich.“) stammt aus dem Buch "39,90" von Frédéric Beigbeder. Gratulation, wenn Sie es gewusst/erraten haben. Und viel Glück/Spaß/Erfolg beim neuen Satzrätsel.
A bis Z
Ist das ein Sterben?

Ist das ein Sterben? Menschen regen
Sich munter auf dem Ackerland;
Hier führt der eine heim den Segen,
Dort streut das Korn des andern Hand.

Mich dünkt, ich seh’ erst jetzt das Leben
So voll gestillt wie hoffnungsreich:
Was kann es Schöneres denn geben,
Als ernten und auch sä’n zugleich?
 
Stephan Milow (1836-1912)
Altbewährt

Ältere Semester werden sich vielleicht noch erinnern: Das Buch "Herrenjahre" gehörte (an guten Schulen) zur Pflichtlektüre, wobei die "Pflicht" in diesem Fall nicht drückend war. Der Roman stammt vom österreichischen Schriftsteller Gernot Wolfgruber und wurde aufgrund der Biografie des Autors als "Arbeiterliteratur" schubladisiert. Nach einer abgebrochenen Lehre als Textildrucker und Schriftsetzer arbeitete er als Hilfsarbeiter und Programmierer. Nachdem er seine Matura auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt hatte, schloss er 1979 ein Studium der Publizistik und Politikwissenschaft ab. Von 1975 bis 1985 veröffentlichte er fünf Romane.

Wolfgruber wurde bekannt durch seine autobiografischen Entwicklungsromane, die zugleich Anti-Heimatromane sind. In ihnen schildert der Autor auf bedrückende Weise die perspektivlose Existenz von Arbeitern und kleinen Angestellten in der österreichischen Provinz. Die "Neue Zürcher Zeitung" nannte "Herrenjahre", erschienen 1976 und 1983 von Axel Corti kongenial verfilmt, "eine unmittelbare, menschliche Erfahrung".

Es folgten noch mehrere Bücher, doch 1985 veröffentlichte Wolfgruber seinen bislang letzten Roman "Die Nähe der Sonne". Anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages im Dezember dieses Jahres hat der Verlag Jung und Jung dieses Werk neu aufgelegt, und das ist eine gute Gelegenheit, diesen großartigen Autor wieder oder neu zu entdecken.

Zum Inhalt aus der Verlagsvorschau: "Die Eltern sind tot, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ihr Begräbnis, zu dem Stefan Zell überstürzt aus dem Urlaub zurückkehrt, ist für ihn schon wie schlecht geträumt. Und dazu erwartet ihn auch noch Hanna, mit der das Zusammenleben fragwürdig geworden ist, seit sie darauf bestanden hat, das Kind zu bekommen, das er nicht will. Auf dem Weg zu ihr biegt er ab, und wo er ankommt, hat er nicht erwartet. Aber er hat sich danach gesehnt, denn davon träumen wir alle: von höchster Intensität des Erlebens, von fleckenlosem Glück. Doch je näher Stefan Zell dem gleißenden Licht kommt, umso näher auch seiner sengenden Glut."

Gernot Wolfgruber. Die Nähe der Sonne. Jung und Jung, 378 Seiten,

26 Euro.

© Bild Verlag
Aktuell
Zwei kleine Punkte, die einen großen Unterschied machen: Nach 85 Jahren ist der Name der britischen Schriftsteller-Schwestern Brontë auf einer Gedenkplakette in London endlich richtig geschrieben. Ein Steinmetz ergänzte die fehlenden Punkte über dem e, eine Restauratorin bemalte sie passend.

Ob der Name der Schwestern, die zu den bekanntesten Autorinnen der britischen Literatur gehören, mit ë oder e geschrieben wird, hat Auswirkungen auf die Aussprache. Das ë zeigt an, dass der Vokal betont wird - also „Bronte“. Ohne die Punkte wäre es nur „Bront“.

Das Denkmal für Charlotte (1816-1855), Emily (1818-1848) und Anne Brontë (1820-1849) war im Oktober 1939, kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, in der "Poet's Corner" - der "Dichterecke" - an der Westminster Abbey aufgestellt worden. Dass aber die beiden bedeutsamen Punkte im Nachnamen fehlten, fiel selbst bei der offiziellen Einweihung nach Kriegsende nicht auf - oder wurde verschwiegen. So genau weiß man das nicht. “Die Änderung beendet einen der langwierigsten Fälle höflicher Nichterwähnung der britischen Geschichte", kommentierte die "Times".

Tatsächlich war es erst die Journalistin und Brontë-Forscherin Sharon Wright, die den Fehler thematisierte. Sie sei „wirklich verblüfft“, dass sie anscheinend die erste Person sei, die in den 85 Jahren seit der Errichtung des Denkmals die fehlenden Punkte bemängelt hat. „Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber, dass sich jemand darüber beschwert oder es erwähnt, also wollte ich das wirklich nur richtigstellen“, sagte Wright der britischen Nachrichtenagentur PA. Sie besprach die Frage mit dem Dekan der Westminster Abbey - und der ordnete die Steinmetzarbeit an.
Auf bald
Wir hoffen, dass Sie mit diesem "Lesezeichen" wieder ein interessantes, spannendes, erhellendes Intermezzo hatten. Das nächste Mal serviert Ihnen wieder meine Kollegin Karin Waldner-Petutschnig köstliche Neuerscheinungen. Auf Wiederlesen!
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